Mittwoch, 25. September 2013
Das Gänseblümchen
Fertig ^^


Da stand es, klein und zart, ein Gänseblümchen. Im Auge eines vorschnellen Betrachters, schien es den anderen gleich zu sein, kleine weiße Blättchen, eine gelbe Mitte, und einen dünnen, langen, grünen Stiel. Doch sah man genauer hin konnte man feststellen, dass es sich von den anderen unterscheid, nicht nur in der äußeren Erscheinung, sondern auch in Dingen, die man nicht sehen kann. Das kleine Gänseblümchen dachte nämlich weiter als viele anderen, es hatte es deshalb nicht immer einfach, die anderen Blümchen mochten es nicht sehr, denn es stellte all ihre Philosophien in Frage, und ließ sich nicht einordnen, in irgend eine Gruppe. Doch das kleine Gewächs hatte viele treue Freunde, eine kleine Spinne und viele Ameisen, sie liebten es, weil das Blümchen ihnen Geschichten aus einer anderen Welt erzählte, einer Welt in der es träumte, und sich selbst manchmal verlor. Die Freunde gingen durch dick und dünn, auch wenn sie sich manchmal stritten oder sich nicht einig waren.
Aber eines Tages trat eine schreckliche Nachricht an die Wiese heran, es sollte Rasen gemäht werden. Nachts hatte das Gänseblümchen manch mal Gruselgeschichten darüber erzählt, doch keiner hatte in Erwägung gezogen, dass es einmal wirklich so kommen könnte
Die Freunde riefen einen Rat ein, zudem die Ober Ameise, die Spinne und das Gänseblümchen geladen waren. Sie diskutierten lange über eine Lösung, wurden sich aber nicht einig, so wurde es Abend und der Rasenmäher begann seine tödlichen Runden zu fahren, er kam näher und näher, er grenzte die Freunde ein, und Panik machte sich in ihren Köpfen breit. Die dumme Spinne begann ein Netz zu knüpfen, ein feines Netz, in dem sogar Sandkörner hängen blieben, wenn sie es in die Luft spannen würde.

Die Ameisen waren sehr verdutzt, was die Spinne da tat, sie wussten nicht, was sie tun sollten und wuselten panisch über den Boden. Das surren der Messer wurde lauter, eine Angst überschwappte das ungemähte Stück Wiese, die Angst hätte das Gänseblümchen am Boden festwachsen lassen, wenn es nicht schon längst die Beine tief in der Erde gehabt hätte. Ach wenn es doch laufen könnte… wenn es nur wandern könnte wie ihre Freunde, die nun ihr Leben unnütz für es riskierten, dann würde es die verwirrte Spinne an der Hand nehmen und hinter den Ameisen her auf einen Hügel rennen, auf dem niemand unschuldige Pflänzchen köpfte. Das Blümchen senkte den Kopf und verabschiedete sich ohne Worte von seinen Freunden. Die Ameisen wurden still, die Spinne hörte auf zu spinnen, und sie lauschten einfach nur dem klang der zirpenden Grillen, die dem Sonnenuntergang entgegen vor dem Massaker davon sprangen. Die Messer glitten über den Boden, ohne dass ihnen etwas Widerstand leistete. Sie glaubten sich verloren und auch die letzte Hoffnung starb, als die Spinne anfing wirres Zeug zu reden. Sie sagte etwas von „ein Netz spannen“ und „ziehen“ , zuerst verstand keiner was sie meinte, doch nach kurzem Überlegen stellte die Ameisenadmirälin fest, dass die Spinne einen unglaublich guten Plan gehabt hatte. Sie teilte ihrem Heer mit, sie sollen sich um das Netz der Spinne verteilen und es an den Enden packen. Die Klingen schnitten die Gräser um sie herum ab und würden auch vor ihnen keinen Halt machen. Immer näher und näher rückte die tödliche Gefahr, das Pflänzchen zitterte vor Angst. Der Rasenmäher war nun direkt vor ihnen und brummte bedrohlich, als plötzlich die Spinne auf das Blümchen sprang, und es herab drückte. Währenddessen waren die Ameisen flink mit dem Netz über die beiden gelaufen und hatten es zum Zerreißen gespannt, was der Spinne die Flucht erschwerte, doch sie schoss einen Faden auf einen Ast und zog sich schnell herauf während die Rollen des Mähers links und rechts an dem Gänseblümchen vorbeirollten. Die Messer zerschnitten die Luft und ihr gefährlicher silberner Glanz war das letzte woran sich das Blümchen erinnerte.

Ein Tautropfen weckte es aus seiner Ohnmacht. Es lebte, das Blümchen lebte, denn die Ameisen hatten es mit dem Netz der Spinne zu Boden gedrückt und so waren die Klingen über es hinweg geglitten, ohne es zu versehren. Nie war es so glücklich gewesen die Sonne und seine Freunde sehen zu können. Zusammen feierten sie in riesen Fest es gab Zuckerwasser für die Ameisen, ein Birkenblatt für die Vegetarische Spinne und ganz viel Tau für das gerettete Blümchen.