Sonntag, 8. September 2013
Die die Woche der rhetorischen Fragen.
Die rhetorische Frage ist ein sehr guter, Aufmerksamkeit erregender Einstieg, der die Zuhörer fesselt.

Wer kennt das nicht? Diese Verwirrung im Kopf, weil sich Dinge ereignen, die sich eigentlich nicht ereignen sollten.

Am Kursort angekommen kann ich nur sagen, das Gebäude hat eindeutig 1000 Treppen zu viel und 10 Aufzüge zu wenig. Das Essen war ziemlich gut und die Leute sehr nett. Komischerweise bin ich, ganz anders als in der Schule, bei so ziemlich allen gut angekommen, obwohl ich mich nicht verstellt habe. Toni und ich haben gleich auf Anhieb neue Freunde kennengelernt, 2 Geschwister, 2 Freundinnen und ein anderes sehr nettes Mädchen. Wir sind zusammen schwimmen gegangen und haben im Zimmer gechillt (Ich nutze Anglizismen, so lange ich noch darf ^^).

Jungs-mäßig waren da jetzt eher nicht so viele da, die in mein „Beuteschema“ gepasst hätten. Ein blonder großer, den fand ich ganz süß… Bis er den Mund aufgemacht hat und da „Fränggisch“ rausgekommen ist. ^^ Und dann noch einer, aus dem gegenüberliegenden Zimmer, sah ziemlich nett aus, den hatten wir kurz auch am Bahnhof kennengelernt, als ich ihm beinahe meinen Koffer ins Gesicht geschmissen hätte (mein Gepäck war natürlich das einzige, das den Anschein machte, ich wolle auswandern) und wir uns fragten von wo der Bus weggeht.

Ich sah die beiden nur zwischendurch mal auf den Gängen oder beim Essen.

Ich empfehle Rhetorikkurse durchaus weiter. Wir mussten fast jeden Tag 2 Reden halten, wobei ich bei der ersten Rede über Welthunger vor laufender Kamera in Tränen ausgebrochen bin. Ja ich musste es mir auch unnötig schwer machen, genauso gut hätte ich nämlich auch über die Ungleichheit der Gummibärchenfarben reden können, aber nein, ich musste unbedingt zu Beginn meiner Rede ein Kinderleben abzählen, womit ich mich selbst dann total erschlagen habe. Meine nächsten 2 Vorträge handelten von Fair Trade Schokolade und davon, dass Milka die Arbeiter ausbeutet. Beide Vorträge gingen sehr flüssig und überzeugend. Schließlich noch Vorträge über mich selbst, Vor- und Nachteile einer PowerPoint-Präsentation und kleinere Lösungsvorstellungen. Im Ganzen habe ich gelernt mit Mimik, Gestik und Stimme sicher zu überzeugen und eine Rede richtig aufzubauen.

Im nu waren die 5 Tage um. Toni und ich haben mit den 2 Geschwistern Schuablattln gelernt (uuhh sahen die gut aus, die Jungs die uns das beigebracht haben), 21 Jump Street und Skyfall angeschaut. Am Heimweg haben wir dann noch mit einem Jungen „Mann“ (nur um zu sagen dass der schon gewirkt hat, als wäre er 23…) geredet, wie seine Woche war, wie unsere Woche war, was wir gelernt haben und ob wir es wieder machen werden. Außerdem hat der halbe Bahnhof meine Kugelschreiberzeichnung einer Inderin gelobt :$ . Wir wollten nach hinten in den Zug steigen, als uns der Junge Nr. 2 (den wir auf der Hinfahrt am Bus kurz kennengelernt haben) mit den Worten: „Lauft ihr jetzt echt nach hinten? Ich lauf auch erst im Zug an meinen reservierten Platz“, aufhält. Wir ließen uns überreden und blieben. 3 Jungs und 1 Mädel standen also mit uns am Bahnsteig und das Hauptgesprächsthema waren meine überdurchschnittlich langen Haare (bis zum Po). Menschen haben mir immer wieder gesagt ich soll sie abschneiden, es sähe total scheiße aus, aber das waren alles Klassenkameraden und Leute die nichts von Respekt halten. Ich habe es aber bis jetzt durchgezogen, trotz vielen heftigen Beleidigungen, die ich lieber nie gehört hätte, denn gezeichnet haben sie mich, obwohl ich sehr selbstbewusst bin. Beim Einsteigen in den Zug meinte das Mädchen: „ Schöne Fahrt und lass deine Haare bitte so!“ und auch die anderen hatten sie gelobt. Wehe ich höre nochmal jemanden sagen die sollen ab! Ich glaub langsam ich spinn, ich werd ungefähr alle 10 Meter deswegen angesprochen und das positiv…

Nur Junge Nr. 2 und sein Freund fuhren in unsere Richtung. Irgendwann waren sie weg. Vermutlich an SEINEM reservierten Platz… Schade fand ich das schon, hätte ein nettes Gespräch werden können. Wir fanden keinen guten Platz, also drehten wir um und wer kam uns da entgegen? Er und sein Freund... „Was macht ihr hier?“, war meine Frage, immerhin hatte er doch eigentlich einen Platz. „Keine Ahnung an meinem Tisch saß so ne blöde Schnepfe.“ … Im Nachhinein glauben Toni und ich, dass an seinem Tisch nicht mehr als 3 Staubflusen lagen.



FF

Ok weiter im Text.

Wir setzten uns dann also in nächster Nähe hin, und ratschten… Sehr viel.

Ich weiß nicht, was das soll. Ein gutes Halbes Jahr ist mein Liebesleben so spannend wie ein labbriger Toast und dann kommt da einer, der scheint perfekt. Aber als ob das nicht genug wäre, kommt da noch einer. Und der scheint AUCH perfekt. Unglaublich, aber warum können die sich nicht in einer Schlange anstellen, in der ich sage: „Erst du, dann du!“? Ich weiß jetzt schon, dass ich einen verletzen werde. Ich will das aber nicht, ich finde beide toll auf ihre Art.

Um keine Verwirrung zu stiften gebe ich den beiden neue Namen. Ich nenne Jungs, die mir was wert sind, eigentlich immer "Chaim", aber ich kann die ja schlecht beide so nennen… Also Chaim, von dem die letzten paar „Liebesgeschichten" handeln, nenne ich jetzt Sanji, wie den aus One Piece. Und den Clown, der meint er müsse mir zeigen, dass mein Liebesleben sich von einer Stunde auf die andere extrem erschweren kann, den nenne ich Zoro (auch One Piece) Charakterlich sollte das auch ziemlich hinhauen ^^.

Da sitzt er also, Zoro, direkt vor mir. An einem Tisch im Zug, an den wir uns gesetzt hatten, nachdem er frei geworden ist. Seine braunen Augen funkeln mich an und wir reden über alles Mögliche. Er ist Musikalisch, genau wie Sanji, er schwimmt, genau wie Sanji, er fährt auch Motorrad, aber nicht genau wie Sanji, er fährt nämlich ohne Schein (WIN! SO SOLL DAS ;D [Anm. des Lektors]) -.- Er mag Yiruma, den Komponisten meines Lieblingsliedes „River Flows In You“. Übrigens will Sanji „ River Flows In You“ für mich auf Orgel/Cello spielen lernen. Er (Zoro) hat mal bei Fitch gearbeitet, dementsprechend gut sieht er aus und er überhäuft Toni und mich mit Komplimenten. „ Krank, total krank…“, sagt er und schaut mir in die Augen. „Was?“, frage ich. „Wie die Sonne in deinen Augen spiegelt“ … Mir bleibt so ca. jegliche Luft im Hals stecken, denn an die Süßheit seiner Komplimente kam Sanji noch nicht ran. „Deine auch, aber da ist leider die Brille davor, die spiegelt vorher schon.“, sagt er zu Toni und lächelt. „Braune Augen sind gefährlich, aber in der Liebe ehrlich“, sprudelt es aus Zoro heraus, während ich drohe mich in seinen braunen Augen zu verlieren. "Klasse bewahren, Klasse bewahren!", denke ich und lasse meinen Blick aus dem Fenster schweifen, vorbei über abgeladene Container, Felder, Wiesen, Büsche, Sträucher, Gräser… Kondesstreifen der Flugzeuge am Himmel, wie Sanji sie irgendwann machen wird. Sanjis grün-grau-blaue Augen spiegeln sich in der Fensterscheibe und ich sehe den Fehler im Bild. Ich lasse mich doch hier gerade nicht einfach von „ Ach bist du toll“ –Zoro einlullen oder was? Ich bin doch total verliebt in Sanji und seine unglaubliche Art. Verliebt in diesen Widerstand gegen Jungen, dieser Widerstand gegen die Welt da draußen. Zoro redet. Sanji redet auch. Sanji sieht das Problem noch vor mir selbst und flüstert mir in den Kopf: "Lass das sein, du hast mich, lass dich nicht so mitreißen von seiner Art, der Plan ist, dass du ihn und Toni zusammen bringst, das ist der Plan!" Zoro hat aufgehört zu reden, die Stimme in meinem Kopf verstummt, sie hat Angst gehört worden zu sein, sie hat Angst vergessen zu werden. "Zoro sprich weiter, deine Stimme ist eine Sinfonie", sagt meine liebliche Seele, sagt sie und schweigt, schweigt so laut, dass es jeder hören konnte. Die Unsicherheit der Kämpferin war es, die sich in meinen Augen so „krank, so unglaublich krank“ gespiegelt hat. Das Lob nimmt kein Ende und warum sollte es auch? (EINGEBILDET!!! :P [Anm. des Lektors]) Ich werde gerne gelobt, ich werde gerne mit Komplimenten überschüttet. Ich lasse mich gerne fallen. In diesen wenigen Augenblicken, in denen mein Kopf nicht mit meiner Seele spricht, in diesen Momenten bin ich frei. Meine Haare seien so unglaublich toll und dass ich das trotz so viel Widerspruch durchziehe, gehöre bewundert. Wir seien beide sehr hübsch, der typ von Mädchen, den man gerne auf einen Drink einladen würde. Und blablabla. Da sind die 3 Stunden Zugfahrt auch schon um, wir umarmen uns nach ausgetauschten Handynummern und zurück bleiben sein Freund, Toni, Ich und Sanji in meinem Kopf.

Wir fahren noch ein paar Stationen weiter, steigen aus und mein Kopf droht zu zerbersten. Nur eine Frage:
„WER, ODER WAS WAR DAS?“