Sonntag, 2. Februar 2014
Johannisbaiser
Gut war diese Mischung aus süß und sauer, der Boden war fest, das Baiser Topping war unglaublich fluffig... ich wollte mich darauf konzentrieren aber etwas lenkte mich ab, ich weiß nicht was es war. Manchmal, wenn ich abgelenkt werde, schweift mein Blick aus dem Fenster und verliert sich irgendwo im grauen Himmel, es entspannt, denn man sieht in dem Grau keine Formen, nichts worauf man achten muss, sondern einfach nur monotones grau. Nach einer gewissen Zeit beginne ich immer in diese Ablenkung etwas hineinzu interpretieren. Was wohl der Bettler gerade tat, dem ich ein Baguette geholt hatte? Hatte er mich vergessen, oder hatte er über etwas ähnliches Nachgedacht? Eigentlich war es unwichtig, denn es hatte sich gut angefühlt, zu sehen, wie einfach es war, ein Lächeln zu geben. Die Uhr piepste, es war die Uhr meines Freundes, mit dem ich mich in ein schickes Münchner Cafe gesetzt hatte. Zentimeterweise sank der Kaffeespiegel in seinem Latte Glas, bis nur noch Schaum übrig war. Auch seine Torte war gut; mit Schokolade und Marmelade ausgestattet, war sie eine perfekte Ergänzung zu meiner. Ich hörte ihm zu, wie er erzählte, ich mag es wenn er erzählt, er ist immer mit dem Herzen dabei, man sieht ihm an, ob ihn das Thema wirklich bewegt, oder er es nur vorzutäuschen versucht. Er saß gegenüber von mir, seine Worte durchdrangen mich, doch etwas stimmte nicht, denn ich weiß nicht mehr, wie und was genau er erzählt hatte. Wieder glitt mein Blick durch den Raum und blieb in seinen Augen hängen, wo er im endlosen schwarz versank. Unerreichbar, auf der anderen Seite, ich hätte ihn nicht einfach umarmen können...
Er war so nah und trozdem so unglaublich weit weg. Es war die Zeit, die uns auseinander riss, wir hatten keine Zeit, ich hatte keine Zeit, er hatte keine Zeit, wir hatten beide wichtigeres zu tun, auch wenn es traurig klingt, wir sind uns einig, es geht um unsere Zukunft und diese können wir nicht einfach vernachlässigen. Natürlich nicht. Natürlich sind zwischenmenschliche Gefühle dem Ziel unterlegen, das man sich setzt. Doch ich selbst, würde es gerne anders machen. Ich würde gerne die Wahl haben. Die Wahl, ob ich mir jetzt jegliche Lebenszeit entziehe, oder ob ich mir einen Tag gönne, in seinen Armen, so wie es mal war.
Mein Blick kam zu dem Entschluss seine Augen zu verlassen, und den Raum nach Details abzutasten. Fensterpflänzchen, Schaumkrönchen auf heißen Schokoladen, Himbeeren auf braunen schokoböden, rote Tischkärtchen, Champuskrapfen und Große runde, außen braune, innen goldene Lampen, die dem Raum in ein angenehmes "Nichtenergiesparlampenlicht" tauchten.
Nach dem bezahlen kam er rüber, zu mir und es war der einzige Moment, an dem wir beide wirklich beieinander waren. Irgendwas macht mich krank. Vermutlich der Stress und dieses warten auf Momente, die nur kommen, wenn man sie nicht erwartet. Mir wurde schlecht und so lag ich dann da in seinen Armen, die das einzige waren, was mich hier in der Gegenwart hält.
Wenn es nur eine Sache gibt, die ich mir wünschen darf, dann, dass es uns allen gegönnt wird, nur einen Moment bedingungslos glücklich zu sein. Ach wenn die Zeit uns nicht fangen würde. es ist schon wieder viel zu spät, ich werde es nicht schaffen mein Mathebuch bis Dienstag durchzuarbeiten, ich bereuhe es wieder mir Zeit für diesen Eintrag gelassen zu haben...
Melli♥